Streuobstwiesen
Hochstammobstbäume für Artenvielfalt und Landschaftsbild
 
 
Obstbau ist schon seit 800 n. Chr. nachgewiesen. Bereits im Mittelalter waren Obstbäume so wertvoll, dass ihr Verlust während der Kriege gefürchtet war. Denn Häuser konnten schnell wieder aufgebaut werden, Obstbäume hingegen brauchen viele Jahre, bis sie herangewachsen sind und vollen Ertrag bringen. Hochstammobstwiesen bereichern das Orts- und Landschaftsbild und sind prägende Elemente unserer Kulturlandschaft. In den letzten Jahrzehnten waren jedoch teilweise dramatische Rückgänge zu verzeichnen. Viele mussten Siedlungen, Verkehrsflächen oder einer intensiveren Landnutzung weichen. Auch der Feuerbrand, eine bakterielle Krankheit, setzt den Obstbäumen zu. Nicht nur die Obstwiesen selbst werden weniger, auch viele alte Obstsorten verschwinden. Damit geht auch wertvolles Genmaterial verloren, das für Züchtungen unerlässlich ist.
 
=> mehr zum Thema Landschaft

 
 
Ökologische Bedeutung
 
Durch die Strukturvielfalt, die sich aus der Kombination von Grünland und Gehölzen ergibt, sind Streuobstwiesen für viele Tierarten wichtige Lebensräume. Hinzu kommt, dass die Wiesen meist extensiver genutzt werden als baumfreie Flächen. Dies macht Obstwiesen zu Rückzugsgebieten für Arten in der intensiv genutzten Agrarlandschaft.
 
Käfer, Bienen, Wespen und Hummeln, auch Tausendfüßer und Spinnentiere profitieren von den artenreichen und oft auch blütenreichen Obstwiesen. Typische Vertreter aus der Vogelwelt sind Gartenrotschwanz und Kleinspecht oder der anspruchsvolle und daher selten gewordene Wendehals, ein Specht. Auch der bedrohte Steinkauz brütet mit Vorliebe in Obstbäumen. In Apfelbäumen bilden sich oft natürliche Höhlen – in Kombination mit dem Insektenreichtum, der für ein großes Nahrungsangebot sorgt, eine ideale Wohnstätte für Höhlenbrüter und Fledermäuse.
 
Ökologisch besonders wertvoll sind Streuobstbestände mit
 
•   mindestens 30 Bäumen,
 
•   einer Baumdichte von 50 bis 100 Bäumen pro ha,
 
•   einem Anteil vom mindestens 10 % an großen, alten Bäumen, die Höhlen und entsprechend dicke Totäste aufweisen,
 
•   vielfältiger, kleinflächiger, gestaffelter und extensiver Wiesennutzung,
 
•   einem hohen Anteil an Strukturelementen wie Trockenmauern, Hecken, Altgrassäumen oder Ast- und Totholzhaufen.
=> mehr zum Thema Trockenmauern und Steinhaufen
=> mehr zum Thema Hecken und Feldgehölze
=> mehr zum Thema Neues Leben aus totem Holz
 
 
Erhalt von Streuobstwiesen
 
•   Zur Sicherung der Bestände müssen nach und nach überalterte Bäume durch Jungbäume ersetzt werden. Dazu die jungen neben die alten pflanzen. Trotzdem alte Bäume solange als möglich für die Tierwelt erhalten.
 
•   Bei der Art- und Sortenwahl den Standort berücksichtigen, Lokalsorten bevorzugen, Hochstämme fördern.
 
•   Bäume regelmäßig pflegen: Krone fachgerecht schneiden, Bäume zielgerichtet düngen, Wühlmaus- und Fraßschutz anbringen.
 
•   Eine kleinparzellierte Nutzung der Streuobstbestände erhalten.
 
•   Die Wiesen höchstens zwei- bis dreimal im Jahr mähen oder bei Bedarf beweiden. Erfolgt die Mahd abschnittsweise, bleiben den Kleintieren Ausweichlebensräume erhalten.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
 
•   Baumhöhlen nicht verschließen, Totholz möglichst stehen lassen oder zumindest am Rand lagern.
 
•   Regionale Vermarktungsstrategien für Streuobstprodukte entwickeln. Nur wenn Obstwiesen auch ökonomisch interessant sind, werden sie langfristig bestehen bleiben.
 
•   Obstgehölze als Alleebäume verwenden und auch im eigenen Garten alte, lokale Sorten pflanzen, um so einen Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt zu leisten.
=> mehr zum Thema Alleen erhalten
=> mehr zum Thema Natur im Garten
 
 
Unterlagen / Links
 
LfL & LWG (2008): Streuobst. Pflegen – Erhalten – Bewirtschaften. LfL-Information, 6. Aufl., Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising-Weihenstephan, Download pdf (2.013 kb)
R. Dahlem, M. Dehe, C. Engler, K. Fix, R. Hagebölling, K. Hein, T. Lengert, F. Musche, J. Schierenbeck, L. Simon & J. Weickel (2002): Streuobstwiesen. Ökologische Bedeutung, Pflege, Nutzung, Förderprogramm. 3. überarb. Aufl., Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim, 52 S., Download pdf (1.002 kb)
A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Anlage von Obstwiesen. Tipps zur Pflanzung von Hochstamm-Obstbäumen. Der Naturtipp 7, 2. Aufl., Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA), Recklingshausen, Download pdf (535 kb)
ARGE Streuobst: Was brauchen Halsbandschnäpper, Wendehals, Steinkauz & Co.? Leitbild für das LIFE+-Projekt "Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales". Regierungspräsidium Schwaben, 27 S., Download pdf (2.542 kb)
M. Kornprobst (1994): Lebensraumtyp Streuobst. Landschaftspflegekonzept Bayern II.5, Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen und Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), München, 221 S., Download pdf (7.393 kb)
M. Zehnder & F. Weller (2006): Streuobstbau. Obstwiesen erleben und erhalten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 160 S.
D. Grill & H. Kepel (2008): Alte Apfel- und Birnensorten für den Streuobstbau. 2. Aufl., Leopold Stocker Verlag, Graz, 254 S.
 
 
letzte Änderung Mai 2008, © UMG
 
   

 
 
Streuobstwiesen
Hochstammobstbäume für Artenvielfalt und Landschaftsbild
 
Obstbau ist schon seit 800 n. Chr. nachgewiesen. Bereits im Mittelalter waren Obstbäume so wertvoll, dass ihr Verlust während der Kriege gefürchtet war. Denn Häuser konnten schnell wieder aufgebaut werden, Obstbäume hingegen brauchen viele Jahre, bis sie herangewachsen sind und vollen Ertrag bringen. Hochstammobstwiesen bereichern das Orts- und Landschaftsbild und sind prägende Elemente unserer Kulturlandschaft. In den letzten Jahrzehnten waren jedoch teilweise dramatische Rückgänge zu verzeichnen. Viele mussten Siedlungen, Verkehrsflächen oder einer intensiveren Landnutzung weichen. Auch der Feuerbrand, eine bakterielle Krankheit, setzt den Obstbäumen zu. Nicht nur die Obstwiesen selbst werden weniger, auch viele alte Obstsorten verschwinden. Damit geht auch wertvolles Genmaterial verloren, das für Züchtungen unerlässlich ist.
 
=> mehr zum Thema Landschaft
 
 
Ökologische Bedeutung
 
Durch die Strukturvielfalt, die sich aus der Kombination von Grünland und Gehölzen ergibt, sind Streuobstwiesen für viele Tierarten wichtige Lebensräume. Hinzu kommt, dass die Wiesen meist extensiver genutzt werden als baumfreie Flächen. Dies macht Obstwiesen zu Rückzugsgebieten für Arten in der intensiv genutzten Agrarlandschaft.
 
Käfer, Bienen, Wespen und Hummeln, auch Tausendfüßer und Spinnentiere profitieren von den artenreichen und oft auch blütenreichen Obstwiesen. Typische Vertreter aus der Vogelwelt sind Gartenrotschwanz und Kleinspecht oder der anspruchsvolle und daher selten gewordene Wendehals, ein Specht. Auch der bedrohte Steinkauz brütet mit Vorliebe in Obstbäumen. In Apfelbäumen bilden sich oft natürliche Höhlen – in Kombination mit dem Insektenreichtum, der für ein großes Nahrungsangebot sorgt, eine ideale Wohnstätte für Höhlenbrüter und Fledermäuse.
 
Ökologisch besonders wertvoll sind Streuobstbestände mit
 
•   mindestens 30 Bäumen,
 
•   einer Baumdichte von 50 bis 100 Bäumen pro ha,
 
•   einem Anteil vom mindestens 10 % an großen, alten Bäumen, die Höhlen und entsprechend dicke Totäste aufweisen,
 
•   vielfältiger, kleinflächiger, gestaffelter und extensiver Wiesennutzung,
 
•   einem hohen Anteil an Strukturelementen wie Trockenmauern, Hecken, Altgrassäumen oder Ast- und Totholzhaufen.
=> mehr zum Thema Trockenmauern und Steinhaufen
=> mehr zum Thema Hecken und Feldgehölze
=> mehr zum Thema Neues Leben aus totem Holz
 
 
Erhalt von Streuobstwiesen
 
•   Zur Sicherung der Bestände müssen nach und nach überalterte Bäume durch Jungbäume ersetzt werden. Dazu die jungen neben die alten pflanzen. Trotzdem alte Bäume solange als möglich für die Tierwelt erhalten.
 
•   Bei der Art- und Sortenwahl den Standort berücksichtigen, Lokalsorten bevorzugen, Hochstämme fördern.
 
•   Bäume regelmäßig pflegen: Krone fachgerecht schneiden, Bäume zielgerichtet düngen, Wühlmaus- und Fraßschutz anbringen.
 
•   Eine kleinparzellierte Nutzung der Streuobstbestände erhalten.
 
•   Die Wiesen höchstens zwei- bis dreimal im Jahr mähen oder bei Bedarf beweiden. Erfolgt die Mahd abschnittsweise, bleiben den Kleintieren Ausweichlebensräume erhalten.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
 
•   Baumhöhlen nicht verschließen, Totholz möglichst stehen lassen oder zumindest am Rand lagern.
 
•   Regionale Vermarktungsstrategien für Streuobstprodukte entwickeln. Nur wenn Obstwiesen auch ökonomisch interessant sind, werden sie langfristig bestehen bleiben.
 
•   Obstgehölze als Alleebäume verwenden und auch im eigenen Garten alte, lokale Sorten pflanzen, um so einen Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt zu leisten.
=> mehr zum Thema Alleen erhalten
=> mehr zum Thema Natur im Garten
 
 
Unterlagen / Links
 
LfL & LWG (2008): Streuobst. Pflegen – Erhalten – Bewirtschaften. LfL-Information, 6. Aufl., Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising-Weihenstephan, Download pdf (2.013 kb)
R. Dahlem, M. Dehe, C. Engler, K. Fix, R. Hagebölling, K. Hein, T. Lengert, F. Musche, J. Schierenbeck, L. Simon & J. Weickel (2002): Streuobstwiesen. Ökologische Bedeutung, Pflege, Nutzung, Förderprogramm. 3. überarb. Aufl., Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim, 52 S., Download pdf (1.002 kb)
A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Anlage von Obstwiesen. Tipps zur Pflanzung von Hochstamm-Obstbäumen. Der Naturtipp 7, 2. Aufl., Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA), Recklingshausen, Download pdf (535 kb)
ARGE Streuobst: Was brauchen Halsbandschnäpper, Wendehals, Steinkauz & Co.? Leitbild für das LIFE+-Projekt "Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales". Regierungspräsidium Schwaben, 27 S., Download pdf (2.542 kb)
M. Kornprobst (1994): Lebensraumtyp Streuobst. Landschaftspflegekonzept Bayern II.5, Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen und Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), München, 221 S., Download pdf (7.393 kb)
M. Zehnder & F. Weller (2006): Streuobstbau. Obstwiesen erleben und erhalten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 160 S.
D. Grill & H. Kepel (2008): Alte Apfel- und Birnensorten für den Streuobstbau. 2. Aufl., Leopold Stocker Verlag, Graz, 254 S.  
 

 


UMG Umweltbüro Grabher | Meinradgasse 3, A-6900 Bregenz
T +43 (0)5574 65564 | F +43 (0)5574 655644
office@umg.at | www.umg.at  
 
www.naturtipps.com/streuobstwiesen.html
Stand Mai 2008