Trockenmauern und Steinhaufen
Landschaftselement und Lebensraum
 
 
Fugenreiche Mauern sind oft artenreiche Lebensräume mit kleinräumig wechselnden und vielfältigen Strukturen. Abhängig von Alter, Art, Struktur und Exposition werden sie allmählich von verschiedensten Pflanzen besiedelt. Sonnenexponierte Mauern sind durch ihre Blütenvielfalt durchaus bunte Landschaftselemente, schattige dagegen durch ihre Vielfalt an Kleinfarnen geprägt. Zu den typischen tierischen Mauerbewohnern zählen zB Spinnen, Wildbienen und Eidechsen.
 
Trockenmauern sind ganz besondere Mauertypen – sie werden ohne Mörtel nur aus Steinen gebaut und sind in vielen Gegenden prägende Elemente der Kulturlandschaft. In Weinbaugebieten findet man sie oft als Stützmauern, in anderen Regionen wurden sie freistehend zur Abgrenzung von Weiden oder Grundstücken gebaut. Sonnenexponierte Trockenmauern sind klimatisch begünstigte Standorte und wertvoll in der Vernetzung von Lebensräumen. Die Sanierung zerfallener oder der Bau neuer Trockenmauern ist daher nicht nur ein Beitrag zum Naturschutz, sondern auch zur Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft.
 
=> mehr zum Thema Landschaft

 
 
Trockensteinmauer
 
•   Trockenmauern bestehen ausschließlich aus Steinen. Das Gewicht darf nicht unterschätzt werden - pro Laufmeter ist durchaus mit einer Tonne Steinen zu rechnen. Der Bau einer Trockenmauer ist daher körperlich anstrengend und handwerklich anspruchsvoll.
 
•   Wichtig ist, für die Region typisches Gestein zu verwenden. Gesteine aus verschiedenen Regionen unterscheiden sich durch ihr Aussehen, ihre Farbe, Form, Härte, und auch durch ihre chemische Zusammensetzung. Die Verwendung von landschaftstypischen Gesteinen, die natürlich im Gebiet vorkommen, trägt deshalb zum Erhalt eines standorttypischen Landschaftsbildes bei.
=> mehr zum Thema Landschaftsästhetik
 
•   Bei weichem Untergrund sollte der Boden vor Baubeginn entsprechend tief abgetragen werden, damit die Mauer nicht allmählich versinkt.
 
•   Die Wände einer Trockenmauer sind aus Stabilitätsgründen leicht schräg, das Profil somit A-förmig. Meist ist die Mauer etwa doppelt so hoch wie das Fundament breit. In Hanglagen werden Trockenmauern treppenartig in den Hang eingebaut, wie dies aus vielen traditionellen Weinbaugebieten bekannt ist.
 
•   Unterschiedliche Steintypen kommen zum Einsatz. Fundamentsteine sind möglichst groß und flach. Die eigentliche Mauer wird Schicht für Schicht mit Steinen errichtet, die zumindest auf einer Seite flach sind. Große Steine werden vor allem für die unteren Lagen verwendet. Wichtig ist, dass jeder Stein seine Nachbarsteine berührt. Binder sind lange Steine, die für die nötige Stabilität sorgen. Pro Laufmeter ist mindestens ein Bindestein nötig, besser sind mehrere. Schließlich werden noch mit kleineren Steinen die Hohlräume im Innern der Mauer verfüllt und mit Decksteinen die Mauer „abgeschlossen“.
 
•   Eine Trockenmauer sollte regelmäßig auf Schäden kontrolliert werden. Reparaturarbeiten aber möglichst nicht in der Überwinterungsphase der Tiere durchführen. Ein Teil der Mauer kann durchaus verwildern und zuwachsen – dies erhöht die Lebensraumvielfalt.
 
•   Trockenmauern bedürfen keiner Bepflanzung. Wenn der Bauherr jedoch eine Bepflanzung wünscht, kann als „Kompromiss“ eine spärliche „Startbepflanzung“ ausschließlich mit für den Standort und die Region typischen Arten durchgeführt werden.
=> mehr zum Thema Autochthon - Allochthon
 
 
Steinhaufen
 
Bis heute sind Lesesteinhaufen für manche Landschaften typisch, wo sie durch die Pflege von Wiesen und Weiden entstanden sind. Auch Steinhaufen bieten Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze und Winterquartiere für zahlreiche Tiere. Zu den auffälligsten Bewohnern zählen sicher die Eidechsen. Sind größere Hohlräume in Bodennähe vorhanden, werden diese auch von Säugetieren genutzt. Die Errichtung eines Steinhaufens ist wesentlich einfacher als der Bau einer Trockensteinmauer.
 
•   Geeignete Standorte sind sonnige, ungestörte Stellen, in deren Umgebung genügend Steine vorhanden sind. In Gebieten, wo von Natur aus keine Steine vorhanden sind, sollte auf das Anlegen von Steinhaufen verzichtet werden.
 
•   Ideal sind nährstoffarme Standorte, da auf nährstoffreichen die ursprüngliche Vegetation durchwachsen kann. Besonders hartnäckig sind beispielsweise Brombeeren. Daher kann ein Bodenaustausch vor dem Bau sinnvoll sein, indem beispielsweise Humus durch Kies oder Sand ersetzt wird.
 
•   Wenn große Steine verwendet werden (etwa sechzig Prozent der Steine sollen einen Durchmesser zwischen 20 bis 40 cm haben), bildet sich eher das gewünschte Lückensystem. Dem kann auch gezielt nachgeholfen werden, indem „Zwischenböden“ aus Stützsteinen und größeren flachen Decksteinen eingebaut werden. Schließlich sollen möglichst viele Hohlräume entstehen.
 
•   Darauf werden wiederum – dieses Mal etwas kleinere – Stützsteine verteilt, dann folgt ein weiterer Zwischenboden. Das ganze wird so oft wiederholt, bis der Haufen 1 bis 1,5 m hoch ist und ein richtiges Labyrinth aus verschieden großen Hohlräumen aufweist.
 
•   Der Einbau von Holzstücken, Ästen oder Wurzelstöcken erhöht die Strukturvielfalt zusätzlich und schafft unterschiedlich stark erwärmte Standorte.
 
•   Wichtig ist ein ungenutzer oder allenfalls extensiv genutzer Krautsaum, der den Steinhaufen möglichst großzügig umgibt.
 
•   Steinhaufen müssen zunächst nicht gepflegt werden. Allerdings werden viele im Lauf der Zeit überwuchert und beschattet. Dann sollten durch Pflegemaßnahmen wieder Wärme begünstige Lebensräume geschaffen werden.
 
 
Unterlagen / Links
 
Schweizer Vogelschutz SVS – BirdLife Schweiz (2003): Trockenmauern. Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 3, Download pdf (98 kb)
R. Tufnell, F. Rumpe, A. Ducommun & M. Hassenstein (2009): Trockenmauern. Anleitung für den Bau und die Reparatur. 9. Aufl., Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz, Verlag Paul Haupt, Bern - Stuttgart - Wien, 83 S.
G. Stoll (2004): Richtlinien für den Bau von Trockensteinmauern. Version 01/2012. Schweizerischer Verband der Trockensteinmaurer SVTSM, 16 S., Download pdf (616 kb)
G. Stoll (2004): Ökologie der Trockenmauern. Download pdf (789 kb)
G. Stoll (2002): Stein-reich. Über das Leben an Trockenmauern. Abschlussarbeit Baubiologie / Bauökologie, 65 S., Download pdf (5.823 kb)
WWF Schweiz: Lebendige Grenzen mit Trockenmauern. Biodiversität – Aktionsanleitung Gemeinden, Download pdf (1.948 kb)
Schweizer Vogelschutz SVS – Bird Life Schweiz (2003): Steinhaufen. Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 2, Download pdf (52 kb)
Meyer A., Dušej G., Monney J.-C., Billing H., Mermod M., Jucker K. & Bovey M. (2011): Praxismerkblatt Kleinstrukturen Steinhaufen und Steinwälle. Karch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz, Neuenburg, 12 S., Download pdf (1.064 kb)
A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Anlage von Natursteinaumern. Material, Bauanleitung, Bepflanzung. 2. Aufl., Der Naturtipp 6. NUA Natur- und Umweltschutz-Akadmie NRW, Download pdf (1.310 kb)
Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz (Hrsg.) (2014): Trockenmauern. Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung. Haupt Verlag, Bern, 470 S.
 
 
letzte Änderung April 2008, © UMG
 
   

 
 
Trockenmauern und Steinhaufen
Landschaftselement und Lebensraum
 
Fugenreiche Mauern sind oft artenreiche Lebensräume mit kleinräumig wechselnden und vielfältigen Strukturen. Abhängig von Alter, Art, Struktur und Exposition werden sie allmählich von verschiedensten Pflanzen besiedelt. Sonnenexponierte Mauern sind durch ihre Blütenvielfalt durchaus bunte Landschaftselemente, schattige dagegen durch ihre Vielfalt an Kleinfarnen geprägt. Zu den typischen tierischen Mauerbewohnern zählen zB Spinnen, Wildbienen und Eidechsen.
 
Trockenmauern sind ganz besondere Mauertypen – sie werden ohne Mörtel nur aus Steinen gebaut und sind in vielen Gegenden prägende Elemente der Kulturlandschaft. In Weinbaugebieten findet man sie oft als Stützmauern, in anderen Regionen wurden sie freistehend zur Abgrenzung von Weiden oder Grundstücken gebaut. Sonnenexponierte Trockenmauern sind klimatisch begünstigte Standorte und wertvoll in der Vernetzung von Lebensräumen. Die Sanierung zerfallener oder der Bau neuer Trockenmauern ist daher nicht nur ein Beitrag zum Naturschutz, sondern auch zur Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft.
 
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Trockensteinmauer
 
•   Trockenmauern bestehen ausschließlich aus Steinen. Das Gewicht darf nicht unterschätzt werden - pro Laufmeter ist durchaus mit einer Tonne Steinen zu rechnen. Der Bau einer Trockenmauer ist daher körperlich anstrengend und handwerklich anspruchsvoll.
 
•   Wichtig ist, für die Region typisches Gestein zu verwenden. Gesteine aus verschiedenen Regionen unterscheiden sich durch ihr Aussehen, ihre Farbe, Form, Härte, und auch durch ihre chemische Zusammensetzung. Die Verwendung von landschaftstypischen Gesteinen, die natürlich im Gebiet vorkommen, trägt deshalb zum Erhalt eines standorttypischen Landschaftsbildes bei.
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•   Bei weichem Untergrund sollte der Boden vor Baubeginn entsprechend tief abgetragen werden, damit die Mauer nicht allmählich versinkt.
 
•   Die Wände einer Trockenmauer sind aus Stabilitätsgründen leicht schräg, das Profil somit A-förmig. Meist ist die Mauer etwa doppelt so hoch wie das Fundament breit. In Hanglagen werden Trockenmauern treppenartig in den Hang eingebaut, wie dies aus vielen traditionellen Weinbaugebieten bekannt ist.
 
•   Unterschiedliche Steintypen kommen zum Einsatz. Fundamentsteine sind möglichst groß und flach. Die eigentliche Mauer wird Schicht für Schicht mit Steinen errichtet, die zumindest auf einer Seite flach sind. Große Steine werden vor allem für die unteren Lagen verwendet. Wichtig ist, dass jeder Stein seine Nachbarsteine berührt. Binder sind lange Steine, die für die nötige Stabilität sorgen. Pro Laufmeter ist mindestens ein Bindestein nötig, besser sind mehrere. Schließlich werden noch mit kleineren Steinen die Hohlräume im Innern der Mauer verfüllt und mit Decksteinen die Mauer „abgeschlossen“.
 
•   Eine Trockenmauer sollte regelmäßig auf Schäden kontrolliert werden. Reparaturarbeiten aber möglichst nicht in der Überwinterungsphase der Tiere durchführen. Ein Teil der Mauer kann durchaus verwildern und zuwachsen – dies erhöht die Lebensraumvielfalt.
 
•   Trockenmauern bedürfen keiner Bepflanzung. Wenn der Bauherr jedoch eine Bepflanzung wünscht, kann als „Kompromiss“ eine spärliche „Startbepflanzung“ ausschließlich mit für den Standort und die Region typischen Arten durchgeführt werden.
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Steinhaufen
 
Bis heute sind Lesesteinhaufen für manche Landschaften typisch, wo sie durch die Pflege von Wiesen und Weiden entstanden sind. Auch Steinhaufen bieten Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze und Winterquartiere für zahlreiche Tiere. Zu den auffälligsten Bewohnern zählen sicher die Eidechsen. Sind größere Hohlräume in Bodennähe vorhanden, werden diese auch von Säugetieren genutzt. Die Errichtung eines Steinhaufens ist wesentlich einfacher als der Bau einer Trockensteinmauer.
 
•   Geeignete Standorte sind sonnige, ungestörte Stellen, in deren Umgebung genügend Steine vorhanden sind. In Gebieten, wo von Natur aus keine Steine vorhanden sind, sollte auf das Anlegen von Steinhaufen verzichtet werden.
 
•   Ideal sind nährstoffarme Standorte, da auf nährstoffreichen die ursprüngliche Vegetation durchwachsen kann. Besonders hartnäckig sind beispielsweise Brombeeren. Daher kann ein Bodenaustausch vor dem Bau sinnvoll sein, indem beispielsweise Humus durch Kies oder Sand ersetzt wird.
 
•   Wenn große Steine verwendet werden (etwa sechzig Prozent der Steine sollen einen Durchmesser zwischen 20 bis 40 cm haben), bildet sich eher das gewünschte Lückensystem. Dem kann auch gezielt nachgeholfen werden, indem „Zwischenböden“ aus Stützsteinen und größeren flachen Decksteinen eingebaut werden. Schließlich sollen möglichst viele Hohlräume entstehen.
 
•   Darauf werden wiederum – dieses Mal etwas kleinere – Stützsteine verteilt, dann folgt ein weiterer Zwischenboden. Das ganze wird so oft wiederholt, bis der Haufen 1 bis 1,5 m hoch ist und ein richtiges Labyrinth aus verschieden großen Hohlräumen aufweist.
 
•   Der Einbau von Holzstücken, Ästen oder Wurzelstöcken erhöht die Strukturvielfalt zusätzlich und schafft unterschiedlich stark erwärmte Standorte.
 
•   Wichtig ist ein ungenutzer oder allenfalls extensiv genutzer Krautsaum, der den Steinhaufen möglichst großzügig umgibt.
 
•   Steinhaufen müssen zunächst nicht gepflegt werden. Allerdings werden viele im Lauf der Zeit überwuchert und beschattet. Dann sollten durch Pflegemaßnahmen wieder Wärme begünstige Lebensräume geschaffen werden.
 
 
Unterlagen / Links
 
Schweizer Vogelschutz SVS – BirdLife Schweiz (2003): Trockenmauern. Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 3, Download pdf (98 kb)
R. Tufnell, F. Rumpe, A. Ducommun & M. Hassenstein (2009): Trockenmauern. Anleitung für den Bau und die Reparatur. 9. Aufl., Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz, Verlag Paul Haupt, Bern - Stuttgart - Wien, 83 S.
G. Stoll (2004): Richtlinien für den Bau von Trockensteinmauern. Version 01/2012. Schweizerischer Verband der Trockensteinmaurer SVTSM, 16 S., Download pdf (616 kb)
G. Stoll (2004): Ökologie der Trockenmauern. Download pdf (789 kb)
G. Stoll (2002): Stein-reich. Über das Leben an Trockenmauern. Abschlussarbeit Baubiologie / Bauökologie, 65 S., Download pdf (5.823 kb)
WWF Schweiz: Lebendige Grenzen mit Trockenmauern. Biodiversität – Aktionsanleitung Gemeinden, Download pdf (1.948 kb)
Schweizer Vogelschutz SVS – Bird Life Schweiz (2003): Steinhaufen. Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 2, Download pdf (52 kb)
Meyer A., Dušej G., Monney J.-C., Billing H., Mermod M., Jucker K. & Bovey M. (2011): Praxismerkblatt Kleinstrukturen Steinhaufen und Steinwälle. Karch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz, Neuenburg, 12 S., Download pdf (1.064 kb)
A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Anlage von Natursteinaumern. Material, Bauanleitung, Bepflanzung. 2. Aufl., Der Naturtipp 6. NUA Natur- und Umweltschutz-Akadmie NRW, Download pdf (1.310 kb)
Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz (Hrsg.) (2014): Trockenmauern. Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung. Haupt Verlag, Bern, 470 S.  
 

 


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www.naturtipps.com/trockenmauern.html
Stand April 2008