Ecosystem Services – Ökosystemdienstleistungen
Die Leistungen der Natur für den Menschen
 
 
Funktionierende Ökosysteme sind von elementarer Bedeutung für den Menschen: Offensichtlich ist, dass gesunde Böden die Voraussetzung für die Erzeugung von Lebensmitteln sind, dass Wälder den Rohstoff Holz liefern und Gebirgsbewohner vor Lawinen schützen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ökosystemdienstleistungen, deren Funktionen zwar ebenfalls essentiell, für uns allerdings weit weniger offensichtlich sind. Im Auftrag der Vereinten Nationen wurde 2005 im Rahmen des „Millenium Ecosystem Assessment“ ein systematischer Überblick über den globalen Zustand von 24 zentralen Ökosystemdienstleistungen erstellt. Künftig sind monetäre Leistungen der Ökosysteme stärker als bisher in Planungen und Modellen zu berücksichtigen.
 
 
Was sind Ökosystemdienstleistungen?
 
Ökosystem(dienst)leistungen oder Ecosystem Services umfassen alle den Menschen Nutzen stiftenden Wirkungen ökologischer Systeme.
 
•   Versorgungsleistungen:
Bereitstellung natürlicher Ressourcen wie Nahrung, Wasser, Holz, Brennstoffe, Fasern oder pharmazeutische Wirkstoffe.
 
•   Regulierungsleistungen:
Regulierung des Klimas und Wasserhaushalts, die natürliche Reinigung von Wasser und Luft und die Regulierung der Ausbreitung von Krankheiten.
 
•   Kulturelle Dienstleistungen:
Nutzen der Natur für unser seelisches Wohlbefinden, etwa die Schönheit der Natur, ihre spirituellen Wirkungen und die Bedeutung für den Freizeit- bzw Erholungswert.
 
•   Unterstützende Dienstleistungen:
Stoffkreisläufe, Bodenbildung und Primärproduktion.
 
 
Welchen Wert haben Ökosystemdienstleistungen?
 
•   Wissenschaftler berechneten anhand 17 ausgewählter Ökosystemdienstleistungen einen globalen Wert von mindestens 33.000.000.000.000 – also 33 Billionen US-Dollar pro Jahr (=> [1]).
 
•   Der Beitrag der Bodenorganismen – vor allem der Regenwürmer – zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und des Nährstoffkreislaufs in Irland wird auf 1 Milliarde Euro pro Jahr geschätzt (=> [2]).
 
•   In den USA beträgt die Leistung der Insekten durch Pflanzenbestäubung, als Grundlage der Nahrungskette, durch natürliche Schäldingsbekämpfung und die Einarbeitung des Dungs von Weidetieren in den Boden einen Wert von mindestens 57 Milliarden US-Dollar pro Jahr (=> [3]).
 
•   Die Ökosystemdienstleistungen von Schutzgebieten betragen weltweit pro Jahr etwa 5.000 Milliarden US-Dollar. Für ihren Erhalt sind im Vergleich dazu nur jährliche Investitionen in der Höhe von etwa 45 Milliarden US-Dollar notwendig – also etwa ein Prozent des Werts der Leistungen (=> [4]).
 
•   Der Erholungswert der Schweizer Wälder beträgt etwa 10 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr (=> [5]).
 
•   35 % der weltweiten Produktion an pflanzlichen Nahrungsmittel sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig (=> [6]).
 
•   An der Elbe ließen sich durch die Schaffung von Überflutungsflächen durch die Rückverlegung von Hochwasserschutzdämmen und die Revitalisierung von Auen im Hochwasserfall Schäden von 427 Millionen Euro vermeiden (=> [7], [8]).
 
•   Der ökonomische Nutzen der weltweit 284.000 km² Korallenriffe beträgt jedes Jahr rund 30 Milliarden US-Dollar. Davon entfällt auf die Bedeutung für den (Tauch)Tourismus etwa ein Drittel (=> [9]).
 
•   Der Wert der extrem artenreichen Regenwälder Ekuadors als Reservoir für neue Wirkstoffe zur Arzneimittelherstellung wird mit 9.000 Dollar pro Hektar beziffert (=> [10]).
 
•   In der Region Xingshan in der Provinz Hubei in China betrug das Einkommen aus direkt vom Wald abhängigen Wirtschaftszweigen im Jahr 1997 ca 54 Millionen chinesische Renminbi. Der indirekte Nutzen der Wälder durch Wasserrückhalt, Bodenschutz, Kohlenstoffspeicherung und Sauerstoffproduktion wird mit jährlich fast 530 Millionen Renminbi, etwa 66 Millionen US-Dollar, beziffert (=> [11]).
 
•   Die Zahlungsbereitschaft der Schweizer Bevölkerung für die Schaffung attraktiver Naherholungsräume durch die Revitalisierung von Fließgewässern beträgt bis zu 149 Schweizer Franken pro Person und Jahr (=> [12]).

Der Wert von Ökosystemdienstleistungen ist enorm. Enorm sind auch die Kosten, die entstehen, wenn natürliche Ökosysteme beeinträchtigt oder zerstört werden und daher ihre natürlichen Funktionen nicht mehr erfüllen können. So kostete der Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei vor der Küste Neufundlands in den 1990er Jahren als Folge der Überfischung mehreren zehntausend Menschen den Arbeitsplatz und verursachte Kosten von mindestens 2 Milliarden US-Dollar, die für die wirtschaftliche Unterstützung und Umschulung der Betroffenen erforderlich wurden (=> [13]). Die Algenblüte Ende der 1980er Jahre in Italien verursachte sowohl im Tourismus als auch in der industriellen Aquakultur Schäden von mehreren Millionen Euro (=> [14]). Und in England und Wales verursacht der Eintrag von Nährstoffen in Gewässer jährliche Kosten von bis zu 114 Millionen Englische Pfund (=> [15]).
 
 
Ökosystemdienstleistungen erhalten
 
•   Natürliche Ökosysteme sind komplex. Das ökologische Gleichgewicht, die langfristige Funktionsfähigkeit der Ökosysteme sind entscheidend mit der biologischen Vielfalt verknüpft. Damit sind der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen und der konsequente Schutz der biologischen Vielfalt unverzichtbar für die Erhaltung der Ökosystemdienstleistungen.
=> mehr zum Thema Biodiversität
 
•   Ökosysteme und ihre Dienstleistungen haben also einen enormen ökonomischen Wert. Investitionen in eine Verbesserung der ökologischen Infrastruktur sind deshalb auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Es ist wesentlich billiger intakte Ökosysteme zu erhalten, als bereits degradierte Lebensräume wieder zu renaturieren.
=> mehr zum Thema Renaturierung
 
•   Bei globaler Betrachtung ist der ökonomische Nutzen bei nachhaltigen und naturnahen Nutzungsweisen – unter Berücksichtigung der Ökosystem­dienst­leistungen – in der Regel höher als bei intensiven, naturbelastenden Bewirtschaftungsformen. So übersteigt in vielen Regionen der ersten Welt der Energieinput in die Landwirtschaft den Output deutlich. Diese eigentlich widersinnige Wirtschaftsweise funktioniert nur deshalb, weil die Preise für fossile Energie nicht die tatsächlichen Folgen des Energieverbrauchs berücksichtigen und wir auf Kosten der dritten Welt wirtschaften – etwa durch den Import billiger Futtermittel.
 
•   Investitionen in die Aufwertung bzw den Erhalt natürlicher Lebensräume tragen dazu bei, die Folgen von Krisen und Katastrophen zu mildern oder im Idealfall zu vermeiden.
 
•   Ökonomische Instrumente müssen zu einem nachhaltigen Umgang mit Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen anregen. Wenn die Bedeutung der Biodiversität und der Ökosystemdienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit bewusst wird, werden auch Politiker diese Themen aufgreifen.
 
•   Ökosystemdienstleistungen sind wesentlich für Lebensqualität und Wohlstand. Dies ist künftig in ökonomischen Modellen und betriebswirtschaftlichen Rechnungen stärker als bisher zu berücksichtigen; die Kosten für Umweltschäden und deren Folgen sind ökonomisch zu bewerten und verursachergerecht anzulasten. Die Berücksichtigung der ökonomischen Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozessen und der Eingriffsregelung fördert den umfassenden Schutz von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen.
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
TEEB (2010): The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB) - Synthese (pdf 1.608 kb), TEEB für lokale und regionale Entscheidungsgträger (pdf 581 kb), TEEB for Business (pdf 513 kb), TEEB for Policy Maker (pdf 4.845 kb), TEEB Climate Issues update (pdf 2.673 kb), TEEB Zwischenbericht (pdf 5.499 kb), weitere Informationen auf www.teebweb.org
K. Grunewald & O. Bastian (Hrsg.) (2013): Ökosystem-Dienstleitungen. Konzept, Methoden und Fallbeispiele. Springer Spektrum, Berlin - Heidelberg, 332 S.
Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems & Human Well-being - Synthesis (pdf 15.280), Biodiversity Synthesis (pdf 13.735), Desertification Synthesis (pdf 3.007), Opportunities & Challenges for Business & Industry (pdf 4.429), Wetlands & Water (pdf 6.680), Health Synthesis (pdf 5.746), weitere Informationen auf www.millenniumassessment.org
Ramsar Convention Secretariat: Wetland ecosystem services - Introduction (pdf 99 kb), Flood control (pdf 1.050 kb), Groundwater replenishment (pdf 855 kb), Shoreline stabilisation & storm protection (pdf 320 kb), Sediment & nutrient retention and export (pdf 241 kb), Water purification (pdf 297 kb), Reservoirs of biodiversity (pdf 287 kb), Wetland products (pdf 874 kb), Cultural values (pdf 250 kb), Recreation & tourism (pdf 227 kb), Climate change mitigation & adaptation (pdf 261 kb), Data sources (pdf 132 kb)
J. Ranganathan, C. Raudsepp-Hearne, N. Lucas, F. Irwin, M. Zurek, K. Benett, N. Ash & P. West (2008): Ecosystem Services. A Guide for Decision Makers. World Resources Institute, 80 S., Download pdf (4.538 kb)
S. Schwermer (2012): Ökonomische Bewertung von Umweltschäden. Methodenkonvention 2.0 zur Schätzung externer Umweltkosten. Umweltbundesamt, Dessau, 113 S., Download auf www.umweltbundesamt.de/ publikationen/oekonomische-bewertung-von-umweltschaeden-0
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
[1] R. Costanza, R. d´Arge, R. de Groot, S. Farber, M. Grasso, B. Hannon, K. Limburg, S. Naeem, R. O´Neill, J. Paruelo, R. Raskin, P. Sutton, & M. van den Belt, M. (1997): The value of the world´s ecosystem services and natural capital. Nature 387 (6630): 253-260, Download pdf (550 kb)
[2] C. Bullock, C. Kretch & E. Candon (2008): The Economic and Social Aspects of Biodiversity. Benefits and Costs of Biodiversity in Ireland. Department of the Environment, Heritage & Local Government, Dublin, 195 S., Download pdf (6.916 kb)
[3] J. E. Losey & M. Vaughan (2008): The Economic Value of Ecological Services Provided by Insects. BioScience 56 (4): 311-323, Download pdf (402 kb)
[4] A. Balmford, A. Bruner, P. Cooper, R. Costanza, S. Farber, R. E. Green, M. Jenkins, P. Jefferiss, V. Jessamy, J. Madden, K. Munro, N. Myers, S. Naeem, J. Paavola, M. Rayment, S. Rosendo, J. Roughgarden, K. Trumper & R. K. Turner (2002): Economic Reasons for Conserving Nature. Science 297 (5583): 950-953, Download pdf (1.066 kb)
[5] W. Ott & M. Baur (2005): Der monetäre Erholungswert des Waldes. Umwelt-Materialien 193. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern. 68 S., Download pdf (434 kb)
[6] A.-M. Klein, B. E. Vaissière, J. H. Cane, I. Steffan-Dewenter, S. A. Cunningham, C. Kremen & T. Tscharntke (2007): Importance of pollinators in changing landscapes for world crops. Proceedings of the Royal Society B (Biological Science) 274: 303-313, Download pdf (319 kb)
[7] M. Grossmann, V. Hartje & J. Meyerhoff (2010): Ökonomische Bewertung naturverträglicher Hochwasservorsorge an der Elbe. Naturschutz und Biologische Vielfalt 89, Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 130 S.
[8] M. Teichmann & A. Berghöfer (2010): River Elbe flood regulation options with ecological benefits, Germany. TEEB-Case, Download pdf (301 kb)
[9] H. Cesar, L. Burke & L. Pet-Soede (2003): The Economics of Worldwide Coral Reef Degradation. Cesar Environmental Economics Consulting (CEEC), 23 S., Download pdf (1.417 kb)
[10] G. C. Rausser & Arthur A. Small (2000): Valuing Research Leads: Bioprospecting and the Conservation of Genetic Resources. Journal of Political Economy 108 (1): 173-206 Download pdf (495 kb)
[11] Z. Guo, X. Xiao, Y. Gan & Y. Zheng (2001): Ecosystem functions, services and their values - a case study in Xingshan County of China. Ecological Economics 38: 141–154 Download pdf (344 kb)
[12] M. Arnold, B. Schwarzwälder, K. Beer-Tóth, M. Zbinden & K. Baumgart (2009): Mehrwert naturnaher Wasserläufe. Untersuchung zur Zahlungsbereitschaft mit besonderer Berücksichtigung der Erschliessung für den Langsamverkehr. Umwelt-Wissen 0912, Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern, 124 S., Download pdf (5.746 kb)
[13] Commission for Economic Cooperation (2001): A North American Mosaic. State of the Environment Report. Commission for Economic Cooperation, Montreal, 100 S.
[14] M. K. Tolba, O. A. El-Kholy, E. El-Hinnawi, M. W. Holdgate, D. F. McMichael & R. E. Munn (1992): The world environment 1972–1992. Two decades of challenge. United Nations Environment Programme, Chapman & Hall, London, 884 S.
[15] J. N. Pretty, C. F. Mason, D. B. Nedwell, R. E. Hine, S. Leaf & R. Dills (2003): Environmental Costs of Freshwater Eutrophication in England and Wales. Environmental Science & Technology 37 (2): 201-208, Download pdf (76 kb)
 
 
letzte Änderung Mai 2012, © UMG
 
   

 
 
Ecosystem Services – Ökosystemdienstleistungen
Die Leistungen der Natur für den Menschen
 
Funktionierende Ökosysteme sind von elementarer Bedeutung für den Menschen: Offensichtlich ist, dass gesunde Böden die Voraussetzung für die Erzeugung von Lebensmitteln sind, dass Wälder den Rohstoff Holz liefern und Gebirgsbewohner vor Lawinen schützen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ökosystemdienstleistungen, deren Funktionen zwar ebenfalls essentiell, für uns allerdings weit weniger offensichtlich sind. Im Auftrag der Vereinten Nationen wurde 2005 im Rahmen des „Millenium Ecosystem Assessment“ ein systematischer Überblick über den globalen Zustand von 24 zentralen Ökosystemdienstleistungen erstellt. Künftig sind monetäre Leistungen der Ökosysteme stärker als bisher in Planungen und Modellen zu berücksichtigen.
 
 
Was sind Ökosystemdienstleistungen?
 
Ökosystem(dienst)leistungen oder Ecosystem Services umfassen alle den Menschen Nutzen stiftenden Wirkungen ökologischer Systeme.
 
•   Versorgungsleistungen:
Bereitstellung natürlicher Ressourcen wie Nahrung, Wasser, Holz, Brennstoffe, Fasern oder pharmazeutische Wirkstoffe.
 
•   Regulierungsleistungen:
Regulierung des Klimas und Wasserhaushalts, die natürliche Reinigung von Wasser und Luft und die Regulierung der Ausbreitung von Krankheiten.
 
•   Kulturelle Dienstleistungen:
Nutzen der Natur für unser seelisches Wohlbefinden, etwa die Schönheit der Natur, ihre spirituellen Wirkungen und die Bedeutung für den Freizeit- bzw Erholungswert.
 
•   Unterstützende Dienstleistungen:
Stoffkreisläufe, Bodenbildung und Primärproduktion.
 
 
Welchen Wert haben Ökosystemdienstleistungen?
 
•   Wissenschaftler berechneten anhand 17 ausgewählter Ökosystemdienstleistungen einen globalen Wert von mindestens 33.000.000.000.000 – also 33 Billionen US-Dollar pro Jahr (=> [1]).
 
•   Der Beitrag der Bodenorganismen – vor allem der Regenwürmer – zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und des Nährstoffkreislaufs in Irland wird auf 1 Milliarde Euro pro Jahr geschätzt (=> [2]).
 
•   In den USA beträgt die Leistung der Insekten durch Pflanzenbestäubung, als Grundlage der Nahrungskette, durch natürliche Schäldingsbekämpfung und die Einarbeitung des Dungs von Weidetieren in den Boden einen Wert von mindestens 57 Milliarden US-Dollar pro Jahr (=> [3]).
 
•   Die Ökosystemdienstleistungen von Schutzgebieten betragen weltweit pro Jahr etwa 5.000 Milliarden US-Dollar. Für ihren Erhalt sind im Vergleich dazu nur jährliche Investitionen in der Höhe von etwa 45 Milliarden US-Dollar notwendig – also etwa ein Prozent des Werts der Leistungen (=> [4]).
 
•   Der Erholungswert der Schweizer Wälder beträgt etwa 10 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr (=> [5]).
 
•   35 % der weltweiten Produktion an pflanzlichen Nahrungsmittel sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig (=> [6]).
 
•   An der Elbe ließen sich durch die Schaffung von Überflutungsflächen durch die Rückverlegung von Hochwasserschutzdämmen und die Revitalisierung von Auen im Hochwasserfall Schäden von 427 Millionen Euro vermeiden (=> [7], [8]).
 
•   Der ökonomische Nutzen der weltweit 284.000 km² Korallenriffe beträgt jedes Jahr rund 30 Milliarden US-Dollar. Davon entfällt auf die Bedeutung für den (Tauch)Tourismus etwa ein Drittel (=> [9]).
 
•   Der Wert der extrem artenreichen Regenwälder Ekuadors als Reservoir für neue Wirkstoffe zur Arzneimittelherstellung wird mit 9.000 Dollar pro Hektar beziffert (=> [10]).
 
•   In der Region Xingshan in der Provinz Hubei in China betrug das Einkommen aus direkt vom Wald abhängigen Wirtschaftszweigen im Jahr 1997 ca 54 Millionen chinesische Renminbi. Der indirekte Nutzen der Wälder durch Wasserrückhalt, Bodenschutz, Kohlenstoffspeicherung und Sauerstoffproduktion wird mit jährlich fast 530 Millionen Renminbi, etwa 66 Millionen US-Dollar, beziffert (=> [11]).
 
•   Die Zahlungsbereitschaft der Schweizer Bevölkerung für die Schaffung attraktiver Naherholungsräume durch die Revitalisierung von Fließgewässern beträgt bis zu 149 Schweizer Franken pro Person und Jahr (=> [12]).

Der Wert von Ökosystemdienstleistungen ist enorm. Enorm sind auch die Kosten, die entstehen, wenn natürliche Ökosysteme beeinträchtigt oder zerstört werden und daher ihre natürlichen Funktionen nicht mehr erfüllen können. So kostete der Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei vor der Küste Neufundlands in den 1990er Jahren als Folge der Überfischung mehreren zehntausend Menschen den Arbeitsplatz und verursachte Kosten von mindestens 2 Milliarden US-Dollar, die für die wirtschaftliche Unterstützung und Umschulung der Betroffenen erforderlich wurden (=> [13]). Die Algenblüte Ende der 1980er Jahre in Italien verursachte sowohl im Tourismus als auch in der industriellen Aquakultur Schäden von mehreren Millionen Euro (=> [14]). Und in England und Wales verursacht der Eintrag von Nährstoffen in Gewässer jährliche Kosten von bis zu 114 Millionen Englische Pfund (=> [15]).
 
 
Ökosystemdienstleistungen erhalten
 
•   Natürliche Ökosysteme sind komplex. Das ökologische Gleichgewicht, die langfristige Funktionsfähigkeit der Ökosysteme sind entscheidend mit der biologischen Vielfalt verknüpft. Damit sind der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen und der konsequente Schutz der biologischen Vielfalt unverzichtbar für die Erhaltung der Ökosystemdienstleistungen.
=> mehr zum Thema Biodiversität
 
•   Ökosysteme und ihre Dienstleistungen haben also einen enormen ökonomischen Wert. Investitionen in eine Verbesserung der ökologischen Infrastruktur sind deshalb auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Es ist wesentlich billiger intakte Ökosysteme zu erhalten, als bereits degradierte Lebensräume wieder zu renaturieren.
=> mehr zum Thema Renaturierung
 
•   Bei globaler Betrachtung ist der ökonomische Nutzen bei nachhaltigen und naturnahen Nutzungsweisen – unter Berücksichtigung der Ökosystemdienstleistungen – in der Regel höher als bei intensiven, naturbelastenden Bewirtschaftungsformen. So übersteigt in vielen Regionen der ersten Welt der Energieinput in die Landwirtschaft den Output deutlich. Diese eigentlich widersinnige Wirtschaftsweise funktioniert nur deshalb, weil die Preise für fossile Energie nicht die tatsächlichen Folgen des Energieverbrauchs berücksichtigen und wir auf Kosten der dritten Welt wirtschaften – etwa durch den Import billiger Futtermittel.
 
•   Investitionen in die Aufwertung bzw den Erhalt natürlicher Lebensräume tragen dazu bei, die Folgen von Krisen und Katastrophen zu mildern oder im Idealfall zu vermeiden.
 
•   Ökonomische Instrumente müssen zu einem nachhaltigen Umgang mit Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen anregen. Wenn die Bedeutung der Biodiversität und der Ökosystemdienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit bewusst wird, werden auch Politiker diese Themen aufgreifen.
 
•   Ökosystemdienstleistungen sind wesentlich für Lebensqualität und Wohlstand. Dies ist künftig in ökonomischen Modellen und betriebswirtschaftlichen Rechnungen stärker als bisher zu berücksichtigen; die Kosten für Umweltschäden und deren Folgen sind ökonomisch zu bewerten und verursachergerecht anzulasten. Die Berücksichtigung der ökonomischen Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozessen und der Eingriffsregelung fördert den umfassenden Schutz von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen.
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
TEEB (2010): The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB) - Synthese (pdf 1.608 kb), TEEB für lokale und regionale Entscheidungsgträger (pdf 581 kb), TEEB for Business (pdf 513 kb), TEEB for Policy Maker (pdf 4.845 kb), TEEB Climate Issues update (pdf 2.673 kb), TEEB Zwischenbericht (pdf 5.499 kb), weitere Informationen auf www.teebweb.org
K. Grunewald & O. Bastian (Hrsg.) (2013): Ökosystem-Dienstleitungen. Konzept, Methoden und Fallbeispiele. Springer Spektrum, Berlin - Heidelberg, 332 S.
Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems & Human Well-being - Synthesis (pdf 15.280), Biodiversity Synthesis (pdf 13.735), Desertification Synthesis (pdf 3.007), Opportunities & Challenges for Business & Industry (pdf 4.429), Wetlands & Water (pdf 6.680), Health Synthesis (pdf 5.746), weitere Informationen auf www.millenniumassessment.org
Ramsar Convention Secretariat: Wetland ecosystem services - Introduction (pdf 99 kb), Flood control (pdf 1.050 kb), Groundwater replenishment (pdf 855 kb), Shoreline stabilisation & storm protection (pdf 320 kb), Sediment & nutrient retention and export (pdf 241 kb), Water purification (pdf 297 kb), Reservoirs of biodiversity (pdf 287 kb), Wetland products (pdf 874 kb), Cultural values (pdf 250 kb), Recreation & tourism (pdf 227 kb), Climate change mitigation & adaptation (pdf 261 kb), Data sources (pdf 132 kb)
J. Ranganathan, C. Raudsepp-Hearne, N. Lucas, F. Irwin, M. Zurek, K. Benett, N. Ash & P. West (2008): Ecosystem Services. A Guide for Decision Makers. World Resources Institute, 80 S., Download pdf (4.538 kb)
S. Schwermer (2012): Ökonomische Bewertung von Umweltschäden. Methodenkonvention 2.0 zur Schätzung externer Umweltkosten. Umweltbundesamt, Dessau, 113 S., Download auf www.umweltbundesamt.de/publikationen/oekonomische-bewertung-von-umweltschaeden-0
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
[1] R. Costanza, R. d´Arge, R. de Groot, S. Farber, M. Grasso, B. Hannon, K. Limburg, S. Naeem, R. O´Neill, J. Paruelo, R. Raskin, P. Sutton, & M. van den Belt, M. (1997): The value of the world´s ecosystem services and natural capital. Nature 387 (6630): 253-260, Download pdf (550 kb)
[2] C. Bullock, C. Kretch & E. Candon (2008): The Economic and Social Aspects of Biodiversity. Benefits and Costs of Biodiversity in Ireland. Department of the Environment, Heritage & Local Government, Dublin, 195 S., Download pdf (6.916 kb)
[3] J. E. Losey & M. Vaughan (2008): The Economic Value of Ecological Services Provided by Insects. BioScience 56 (4): 311-323, Download pdf (402 kb)
[4] A. Balmford, A. Bruner, P. Cooper, R. Costanza, S. Farber, R. E. Green, M. Jenkins, P. Jefferiss, V. Jessamy, J. Madden, K. Munro, N. Myers, S. Naeem, J. Paavola, M. Rayment, S. Rosendo, J. Roughgarden, K. Trumper & R. K. Turner (2002): Economic Reasons for Conserving Nature. Science 297 (5583): 950-953, Download pdf (1.066 kb)
[5] W. Ott & M. Baur (2005): Der monetäre Erholungswert des Waldes. Umwelt-Materialien 193. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern. 68 S., Download pdf (434 kb)
[6] A.-M. Klein, B. E. Vaissière, J. H. Cane, I. Steffan-Dewenter, S. A. Cunningham, C. Kremen & T. Tscharntke (2007): Importance of pollinators in changing landscapes for world crops. Proceedings of the Royal Society B (Biological Science) 274: 303-313, Download pdf (319 kb)
[7] M. Grossmann, V. Hartje & J. Meyerhoff (2010): Ökonomische Bewertung naturverträglicher Hochwasservorsorge an der Elbe. Naturschutz und Biologische Vielfalt 89, Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 130 S.
[8] M. Teichmann & A. Berghöfer (2010): River Elbe flood regulation options with ecological benefits, Germany. TEEB-Case, Download pdf (301 kb)
[9] H. Cesar, L. Burke & L. Pet-Soede (2003): The Economics of Worldwide Coral Reef Degradation. Cesar Environmental Economics Consulting (CEEC), 23 S., Download pdf (1.417 kb)
[10] G. C. Rausser & Arthur A. Small (2000): Valuing Research Leads: Bioprospecting and the Conservation of Genetic Resources. Journal of Political Economy 108 (1): 173-206 Download pdf (495 kb)
[11] Z. Guo, X. Xiao, Y. Gan & Y. Zheng (2001): Ecosystem functions, services and their values - a case study in Xingshan County of China. Ecological Economics 38: 141–154 Download pdf (344 kb)
[12] M. Arnold, B. Schwarzwälder, K. Beer-Tóth, M. Zbinden & K. Baumgart (2009): Mehrwert naturnaher Wasserläufe. Untersuchung zur Zahlungsbereitschaft mit besonderer Berücksichtigung der Erschliessung für den Langsamverkehr. Umwelt-Wissen 0912, Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern, 124 S., Download pdf (5.746 kb)
[13] Commission for Economic Cooperation (2001): A North American Mosaic. State of the Environment Report. Commission for Economic Cooperation, Montreal, 100 S.
[14] M. K. Tolba, O. A. El-Kholy, E. El-Hinnawi, M. W. Holdgate, D. F. McMichael & R. E. Munn (1992): The world environment 1972–1992. Two decades of challenge. United Nations Environment Programme, Chapman & Hall, London, 884 S.
[15] J. N. Pretty, C. F. Mason, D. B. Nedwell, R. E. Hine, S. Leaf & R. Dills (2003): Environmental Costs of Freshwater Eutrophication in England and Wales. Environmental Science & Technology 37 (2): 201-208, Download pdf (76 kb)  
 

 


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www.naturtipps.com/oekosystemdienstleistungen.html
Stand Mai 2012